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Wer zu Fuß durch die Stadt oder durchs Dorf geht, muss etwa alle zwei Minuten eine Fahrbahn überqueren. Dabei gibt es bis zu sieben Gefahren auf einmal:

  1. Die Fahrzeuge sind zu schnell. Vor allem Kinder und alte Menschen können oft Geschwindigkeiten nicht richtig einschätzen. Sie bleiben ängstlich stehen, auch wenn es noch weit weg ist – oder sie haben sich verschätzt, und das Fahrzeug kommt rasch gefährlich nah.
  2. Zu oft kommen Fahrzeuge quer. Im dichten Fahrverkehr gibt es zu wenig Lücken. Ist er in beiden Richtungen stark, sind Fahrbahnen oft kaum zu überqueren.
  3. Die Fahrbahn ist zu breit – ein Problem vor allem für langsame alte, chronisch oder wegen einer Verletzung akut gehbehinderte Menschen.
  4. Die Fahrbahn ist unübersichtlich. Autos parken legal oder illegal, wo man auf die Fahrbahn gucken müsste. Werbetafeln oder Büsche verdecken die Sicht.
  5. Gerade, breite und optisch vom Gehweg getrennte Fahrbahnen suggerieren im Auto das Recht auf Tempo und Vorrang.
  6. Regeln und Verkehrszeichen erzeugen Unsicherheit – etwa das Schild „Vorfahrt“, das auch absoluten Vorrang vor Menschen zu Fuß suggeriert.
  7. Regeln, die eigentlich sichern sollen, werden oft nicht eingehalten und ihr Bruch wird fast nie geahndet – so bei Verstößen gegen die Pflicht, in unklaren Situationen, bei schlechter Sicht und bei sich nähernden Kindern, Alten und anderen „Hilfsbedürftigen“ angemessen langsam zu fahren.

Regelungen mit Änderungsbedarf

  • Zu hohe Tempolimits in Städten und Dörfern. 50 ist heute die Regel, 30 nur eine Ausnahme für bestimmte Fälle. Das sollte umgekehrt sein: 30 als Regel und 50 als Ausnahme dort, wo nur sehr selten Menschen zu Fuß über die Fahrbahn müssen. Mehr hier
  • Zu starke Privilegierung Fahrender gegenüber Gehenden. Wo die Wege beider sich kreuzen, brauchen Gehende öfter Vorrang, vor allem an Kreuzungen und Einmündungen.
  • Zu viele Hemmnisse für die gutwilligen Verkehrsbehörden, die gern für mehr Sicherheit sorgen würden. Paragraf 45 der Straßenverkehrsordnung hat immer noch das Prinzip „Mehr Sicherheit nur dort, wo es heute erwiesenermaßen besonders gefährlich ist.“ Das Gegenteil muss gelten: „Mehr Sicherheit überall – und vor allem dort, wo es gefährlich werden könnte.“
  • Größere Parkverbotszonen an Kreuzungen.
  • Schritttempo für alle abbiegenden Fahrzeuge, wo Fahrbahnen zu Fuß überquert werden.
  • Abknickende Vorfahrt mit dem Verkehrszeichen 306 und Zusatzzeichen 1002 missverstehen viele Abbieger als Vorfahrt vor Gehenden, obwohl diese Vortritt haben. Sie sollte es nicht mehr geben, wo Menschen die Fahrbahn zu Fuß queren
  • Häufigere und schärfere Sanktionen für gefährdendes Verhalten im Verkehr.

Bauliche und technische Änderungen

  • Schmalere Fahrbahnen, an Kreuzungen und Einmündungen vorgestreckte Gehwege – auch zwecks gegenseitiger Sichtbarkeit von Fuß- und Fahrverkehr
  • Verschwenkte und versetzte Fahrbahnen, die Geschwindigkeiten dämpfen
  • Bessere Sichtbarkeit
  • Wege zum Gehen und Fahren konsequent getrennt
  • Sichernde Umbauten: Aufpflasterungen, Zebrastreifen, Mittelinseln usw.
  • An Ampeln mehr Rundum-Grün für alle Gehenden zugleich, eigenständiges Grün ohne das sogenannte „bedingt verträgliche“ Grün für einbiegende Fahrzeuge

Änderungen an Fahrzeugen

  • Automatische, innerorts nicht ausschaltbare Motor-Abregelungen, wenn das zulässige Tempo überschritten wird (Intelligent Speed Assistance)
  • Notbremsassistenten und Rückwärtsfahr-Hilfen für alle PKW und LKW
  • Verletzungsgefahr minimierende Frontpartien
  • Verpflichtende Fahrtenschreiber für alle Kfz, die Tempo und weiteres Fahrverhalten vor einem Unfall dokumentieren.

Haftungs-, Fahrzeug- und Datenschutzrecht

  • Halterhaftung für Regelverstöße aller Art
  • Weniger Vertrauensgrundsatz, nach dem sich alle darauf verlassen können, dass andere die Regeln schon einhalten werden, und mehr Vorsichtsgrundsatz: Wo man als Verkehrsteilnehmer andere gefährden kann, ist erhöhte Vorsicht geboten.
  • Mehr Vorsichtsgrundsatz auch in der Haftung
  • Abschaffen des Verbots im Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr, Fahrzeuge von außen zu beeinflussen
  • Verkehrsverhalten ist öffentlich und berührt Dritte. Es sollte je nach Risikoträchtigkeit des Verhaltens und benutzten Verkehrsmittels für Sicherheit und Ahndung aufgezeichnet und gespeichert werden dürfen. Sicherheit für alle ist ein höheres Gut als individueller Datenschutz.

Änderungen in Verkehrskultur, Vorrang und Kommunikation

  • Umdrehen des in den 1930-er Jahren etablierten Vorrangs Schnellerer vor Langsameren auf der Straße.
  • An Kreuzungen und Einmündungen mehr durchgehende Gehwege, die von Fahrzeugen vorsichtig überquert werden.
  • Mehr und häufiger als heute Vorrang für den Verkehr mit Bahnen, Bussen und zu Fuß. Das macht Straßen sicherer und effizienter und Verkehr sozialer.
  • Polizei und Medien nehmen in Unfallberichten allzu oft die Perspektive von Fahrern ein und verharmlosen gefährliches Verhalten.

Die Liste zum dem sehr komplexen Thema ist unvollständig. Anregungen gern!