Newsletter | Juni 2025
Die Themen im Überblick
- Neue Geschäftsführung
- Deutsche Verkehrswacht fordert Ende gemeinsamer Geh- und Radwege
- Verkehrsminister hetzt E-Scooter auf Fußgänger
- Tempo 30: Berlins langsamer Weg zur Entschleunigung
- FUSSverkehrs-Akademie: Klimaresilienz und Barrierefreiheit
- Forschungsprojekt: Warum verstoßen Radfahrende gegen Verkehrsregeln?
- Essen: Barrierefrei zur Haltestelle
- Praktikum bei FUSS e.V. in Berlin
- Österreichischer Fußverkehrsgipfel
- Dank an unsere Aktiven in den Ortsgruppen!
- FUSS e.V. vor Ort: Berlin – Ampellauf gegen kurzes FUSS-Grün
- Unser erfolgreichster Beitrag auf Social Media
Nach 10 Jahren in der Geschäftsführung verabschiedet sich Stefan Lieb in seinen wohlverdienten Ruhestand. Seit den Anfängen des Vereins ist er Motor, Ideengeber und tragende Säule. Sei es als Herausgeber der Vereinszeitschrift MobiLogisch, als Organisator des BUVKO oder dem Manövrieren des FUSS e.V. auch durch herausfordernde Zeiten. Nicht nur als hauptamtlicher Geschäftsführer, auch in unzähligen Stunden ehrenamtlichem Engagement prägte er den Verein maßgeblich. Er wird uns als aktives Mitglied weiter treu bleiben.
Nun übernimmt Stefanie Kirse die Geschäftsführung. Die Diplom-Geographin bringt frischen Wind und umfassende Erfahrung aus der nachhaltigen Entwicklung mit – ob in NGOs, der Wirtschaft oder dem öffentlichen Sektor. Vorstand und Büroteam freuen sich auf neue Impulse und spannende Perspektiven. Herzlich willkommen Stefanie!
Deutsche Verkehrswacht fordert Ende gemeinsamer Geh- und Radwege
Keine gemeinsamen Geh- und Radwege mehr! Das fordern nicht nur wir, sondern nun auch die Deutsche Verkehrswacht (DVW).
“Pedelecs, Lastenräder, Elektroroller – immer neue Fortbewegungsmittel kamen in den letzten Jahren dazu. Diese sind oft genug auf die Gehwege gelenkt worden – die Konflikte mit dem Fußverkehr waren vorprogrammiert.“ so deren Präsidentin Kirsten Lühmann.
Weitere Forderungen der DVW, die zeigen, dass der Fußverkehr schon lange kein Randthema mehr ist:
- Tempo 30 insbesondere in Wohngebieten und vor Einrichtungen wie Kitas, Schulen und Pflegezentren
- Fahrzeuge mit Assistenzsystemen zum Schutz von Zufußgehenden ausstatten
- konsequente Ahndung von Verstößen gegen Anhaltepflichten und Halteverbote an Überwegen
- Gehwegparken und illegales Beparken von Gehwegen unterbinden
- zentrale Ansprechstelle für den Fußverkehr für alle Städte mit über 100.000 Einwohnenden
- Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit von Zufußgehenden als fester Bestandteil in kommunale Verkehrs- und Sicherheitsstrategien aufnehmen
- Gehwege und Querungsstellen durchgängig, barrierefrei und sichtbar gestalten
- Grünphasen für den Fußverkehr an Ampeln müssen angemessen lang sein
Mit der Anfang des Jahres erstmals von der Bundesregierung verabschiedeten Nationalen Fußverkehrsstrategie hat die Politik den ersten Schritt getan. Wir sind auf den dazugehörigen Fußverkehrsplan mit den konkreten Maßnahmen gespannt.
Pressemitteilung der Deutschen Verkehrswacht
Verkehrsminister hetzt E-Scooter auf Fußgänger
Der neue Verkehrsminister Schnieder attackiert alle Menschen in Deutschland, die zu Fuß unterwegs sind: E-Scooter sollen künftig auf einem Großteil ihrer Wege fahren dürfen. Und sie bekommen die ausdrückliche Erlaubnis, Zufußgehende sehr eng zu überholen. Schnieder erlaubt, dass E-Scooter-Rüpel Zufußgehende als lebende Slalomstangen missbrauchen. Für das Chaos durch abgestellte E-Scooter und Fahrräder präsentiert Schnieder keine Lösung, sondern lässt die Städte damit allein.
Wir sprechen dazu Bundes- und Landespolitik, Medien und andere Verbände an. Bitte tut dies auch! Je mehr Protest, desto besser!
Unsere Pressemitteilung dazu hier
Tempo 30: Berlins langsamer Weg zur Entschleunigung
Unerwartete Wendung in der Hauptstadt: Berlins CDU-dominierter Verkehrssenat wollte mehr Tempo 50 und weniger 30. Doch Widerstand und neues Verkehrsrecht lassen jetzt mehr Entschleunigung erhoffen. Mehr dazu hier
FUSSverkehrs-Akademie: Klimaresilienz und Barrierefreiheit
Der Klimawandel ist auch in unseren Städten immer deutlicher spürbar – und stellt die Stadt- und Verkehrsplanung vor große Herausforderungen. Neben der Mobilitätswende wird aktuell viel von Konzepten wie „Klimaresilienz“ und „Schwammstadt“ gesprochen, um bspw. Hitze zu mindern und Regenwasser besser zu nutzen. Was bedeuten solche Lösungsansätze für die Barrierefreiheit? Entstehen dadurch neue Barrieren, etwa durch Hindernisse oder schlechtere Orientierung? Darum geht es in der nächsten FUSSverkehrs-Akademie – unserem monatlichen Online-Seminar.
Dipl.-Ing. Joachim Becker vom Kompetenzzentrum für ein barrierefreies Hamburg zeigt in seinem Vortrag, dass Klimaresilienz und Barrierefreiheit sich nicht ausschließen und wie man mit guter Planung beide Ziele verbinden kann. Im Anschluss gibt es wie immer die Möglichkeit zu Austausch und Diskussion.
Wann? Donnerstag, 3. Juli, 18-19 Uhr.
Wo? Online per Zoom
Wie? Den Link zum Seminar verschicken wir nach der Anmeldung, einige Tage vor der Veranstaltung. Anmeldung und Infos
Forschungsprojekt: Warum verstoßen Radfahrende gegen Verkehrsregeln?
Ein löbliches Vorhaben: Die Universität Freiburg erforscht die Regelverstöße von Radlern. Nicht so löblich: Die Forscher wissen schon vorher, dass die Umstände schuld sind, nicht die Regelbrecher. Am Projekt kann jeder online teilnehmen – wir empfehlen es.
Essen: Barrierefrei zur Haltestelle
„Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Qualität des Fußverkehrs maßgeblichen Einfluss auf den Gebrauch des öffentlichen Nahverkehrs hat.” (Helge Hillnhütter, FUKO 2023). Zufußgehen ist der Hauptzubringer für den öffentlichen Personennahverkehr. Barrierefreie Gehwege fördern also sowohl Fußverkehr als auch ÖPNV.
Im Rahmen des Projekts „Barrierefrei zur Haltestelle“ führte der FUSS e.V. Essen Fußverkehrschecks auf ausgewählten Wegen zwischen Wohnsiedlungen, in denen besonders viele SeniorInnen wohnen, und den umliegenden ÖPNV-Haltestellen durch.
Die Mängel wurden nicht nur dokumentiert – die Essener Ortsgruppe kooperierte auch eng mit Zuständigen und konnte auf diese Weise erstaunlich schnell messbare Erfolge verzeichnen. Insbesondere für die älteren Menschen im Untersuchungsgebiet verbesserte sich die Situation dank des Projektes konkret: Eine Sitzbank wurde aufgestellt, Hindernisse von Gehwegen entfernt und ein zugewachsener Treppenabgang freigeschnitten. Die lokalen Verkehrsbetriebe kündigten außerdem die baldige Einrichtung einer barrierefreien Haltestellenbucht an.
Die enge Zusammenarbeit mit den Anwohnenden war eines der Erfolgsrezepte des Projektes. Die Ortsgruppe Essen wünscht sich, dass insbesondere ältere Menschen stärker in Verkehrsplanung einbezogen werden. Ihre Erfahrungen liefern wichtige Informationen für eine inklusivere Mobilität.
Praktikum bei FUSS e.V. in Berlin
Wir bieten einen Praktikumsplatz für das Projekt „Besseres Klima in Kommunen geht gut“ und weitere Fußverkehrsprojekte ab August oder September 2025 an.
Studierende der Verkehrsplanung, Stadt- und Regionalplanung und verwandter Fachrichtungen sind herzlich eingeladen, sich per E-Mail an bewerbungen@fuss-ev.de zu wenden. Unser kleines, aber feines Geschäftsstellen-Team in Berlin freut sich auf Eure Bewerbungen😊! Weitere Infos hier
1. Österreichischer Fußverkehrsgipfel
Vom 23. – 24. September 2025 findet im Congress Graz der 1. Österreichische Fußverkehrsgipfel statt. Die hochkarätig besetzte Fachkonferenz mit internationaler Beteiligung wird vom Österreichischen Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI) im Rahmen der Klimaschutzinitiative klimaaktiv mobil in Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Graz und dem Land Steiermark veranstaltet.
Eingeladen sind Menschen aus Politik, Verwaltung, Planung, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft sowohl national als auch international. Aber auch generell am Zufußgehen Interessierte können sich auf zahlreiche Fachvorträge und Aktivitäten freuen und insbesondere an Exkursionen zu bereits umgesetzten Projekten in Graz und Umgebung teilnehmen.
Dank an unsere Aktiven in den Ortsgruppen!
An dieser Stelle möchten wir von Herzen den vielen Aktiven in unseren über 60 Ortsgruppen danken! Durch sie sind wir überall in Deutschland bis in die kleinsten Orte sichtbar. Mit Infoständen auf Veranstaltungen, Aktionen auf der Straße und Lobbyarbeit vor Ort und digital bringen sie den Fußverkehr Schritt für Schritt voran. Vielen Dank für euren unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz!
FUSS e.V. vor Ort
Berlin: Ampellauf gegen kurzes FUSS-Grün
72 Sekunden Warte- und Gehzeit für eine Strecke von 37,3 Metern. Am Berliner Sophie-Charlotte-Platz müssen Zufußgehende zwei Ampeln hintereinander überqueren. Die Grünphase ist so kurz, dass alle auf der Mittelinsel stranden, die nicht rennend die Fahrbahn überqueren. 50 Sekunden lang wartet man dann zwischen Lärm und Abgasen auf der schmalen Mittelinsel.
Unsere Berliner Ortsgruppe protestierte dort am Samstag, dem Tag der Verkehrssicherheit, gegen zu kurze Grünphasen für Menschen zu Fuß. Denn die Ampel am Sophie-Charlotte-Platz steht symbolisch dafür, wie diskriminierend die meisten Ampeln gegenüber dem Fußverkehr sind – und wie sehr die Flüssigkeit des motorisierten Verkehrs immer noch priorisiert wird. Mehr zur Aktion
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