Berlin: Ampellauf gegen zu kurze Grünphasen
Wer schafft das Unmögliche? In Sekundenschnelle die Fahrbahn – drei Spuren pro Richtung, dazwischen eine äußerst schmale Mittelinsel – am Berliner Sophie-Charlotte-Platz gehend zu überqueren?
Am 21. Juni, dem Tag der Verkehrssicherheit, rief die Berliner Ortsgruppe des FUSS e.V. zum Ampellauf auf. Mit der satirischen Aktion wurde gegen zu kurze Grünphasen für Zufußgehende protestiert.
Es gibt viele schlimme Ampeln in Berlin. Aber diese hier vereint alles, was Menschen zu Fuß das Leben erschwert:
- Zu langes Rot und zu kurzes Grün.
- Doppeltes Rot mit Warten auf der Mittelinsel. Wer dann noch über die Schloßstraße oder die Suarezstraße muss, wartet dreifach.
- Extrem breite Fahrbahnen, Parkstreifen und Radwege – 33 Meter, dazwischen noch fünf Meter Mittelstreifen.
- Eine Kombination aus Wegelänge und Ampelzeiten, bei der vor allem Ältere auf der Fahrbahn sind, wenn die Autos direkt vor ihnen wieder Grün bekommen.
- Einbiegende Fahrzeuge, die nach Programm zeitgleich mit Fußgängern Grün bekommen. Sie sehen dann oft, dass Fußgänger noch bei Rot über die Ampel gehen, und werden aggressiv.
- Warten bei Lärm- und Abgasen
„Bei Grün kannst Du gehn“ gilt nicht uneingeschränkt. Denn jederzeit kann ein Auto hektisch einbiegen, dessen Fahrer auch Grün hat.
Mit Kreide markierten die Teilnehmenden, bis wohin sie kamen, bis die Ampel wieder auf Rot sprang.
Die Aktion fand viel Zuspruch. Menschen, die zufällig vorbeikamen, bedankten sich für die Thematisierung dieses gefährlichen Zustands. Viele Passant*innen beteiligten sich spontan am Ampellauf – sodass die schmale Mittelinsel kaum noch ausreichte.
Auch Lokalpolitiker wie der Berliner Staatssekretär für Mobilität und Verkehr Arne Herz und Oliver Schruoffeneger, Stadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf, schauten vorbei – und versicherten, dass ein Umbau dort bereits geplant ist: Die Grünphasen für Zufußgehende sollen verlängert und die Ampeln sehbehindert ausgebaut werden.
Für die Bewohner*innen der Senioreneinrichtung direkt am Platz wäre das ein großer Gewinn! Besonders Ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen müssen Fahrbahnen sicher und angstfrei überqueren können!
Leider steht die Ampel am Sophie-Charlotte-Platz nur symbolisch für die unzähligen Berliner Ampeln, an denen die Flüssigkeit des motorisierten Verkehrs über die Sicherheit der Menschen zu Fuß gestellt wird.