Essen: Barrierefrei zur Haltestelle

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Qualität des Fußverkehrs maßgeblichen Einfluss auf den Gebrauch des öffentlichen Nahverkehrs hat. (Helge Hillnhütter, FUKO 2023). Denn das Zufußgehen ist der Hauptzubringer für den öffentlichen Personennahverkehr. Barrierefreie Gehwege sind also doppelt wichtig, wenn wir den Umweltverbund stärken wollen. Zudem ist es eine soziale Frage. Denn vor allem Ältere und Menschen mit Einschränkungen sind auf den ÖPNV angewiesen und müssen sicher und bequem zu Bus und Bahn kommen.

Die Ortsgruppen Essen ist sich dieser wichtigen Herausforderung bewusst und initiierte das Projekt „Barrierefrei zur Haltestelle“. Dafür musste zunächst die Frage beantwortet werden: Wo in Essen wohnen viele ältere Menschen und wie sieht das Umfeld der dortigen Haltestellen aus? An den ausgewählten Orten wurden anschließend gemeinsam mit Anwohnenden Fußverkehrschecks durchgeführt. Aus den Begehungen und Befragungen der Menschen vor Ort ging eine Liste an Mängeln hervor, die an die jeweils Zuständigen weitergegeben wurden, dies waren unter anderem:

  • Der große Knotenpunkt „Krayer Platte“ ist rein autoorientiert ausgebaut mit mehrspuriger Führung und Abbiegespuren – ein Angstraum für Fußgänger.
  • Sehr steile und unbeleuchtete Treppe im Schwanenbuschviertel
  • Bushaltestellen, an denen der Einstieg mit Rollator sehr schwierig ist
  • Fehlende Querungsmöglichkeiten zwischen Bushaltestellen
  • Haltestelle Schwanenbusch ist von den befragten Anwohnenden zu Fuß mind. 30 Minuten entfernt und damit nicht barrierefrei erreichbar
  • Der max. 1,60 m breite Gehweg entlang der Krayer Str. wird durch Sperrgitter, Treppeneingänge zu Häusern, Lichtschächte und dauerhaft abgestellte Mülltonnen noch weiter eingeengt
  • Es fehlen Gehwegen-Absenkungen an Querungen
  • Gehwege sind stellenweise beschädigt
  • Lange Wartezeiten für Zufußgehende an der Ampel Oberschlesienstr./ Vollmerstr.: Ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen können die Fahrbahn kaum sicher überqueren

Ein Projekt mit messbaren Erfolgen

Einige der gemeinsam erarbeiteten Verbesserungsvorschläge wurden direkt umgesetzt:

  • Die Ruhrbahn hat die Ergebnisse mit dem Amt für Straßen und Verkehr der Stadt besprochen und ein Umbau der Oberschlesienstraße steht an. In diesem Rahmen wird der Bus in der rechten Fahrspur an den Haltestellen Vollmerskamp und Oberschlesienstr. halten. Die Haltestellenbucht wird zurückgebaut und die Haltestellen selbst werden barrierefrei.
  • Die Entsorgungsbetriebe Essen haben die Papier- und Glasbehälter entlang der Oberschlesienstr. auf dem Parkstreifen anstatt auf dem Gehweg abgestellt. Die alte Litfaßsäule ist entfernt worden, der Weg ist nunmehr barrierefrei begehbar.
  • Eine Sitzbank zum Ausruhen wurde auf der Hälfte des Weges zur Haltestelle Vollmerskamp aufgestellt.
  • Der zugewachsene Treppenabgang zur Haltestelle Oberschlesienstraße wurde freigeschnitten.
  • Falschparker wurden mithilfe der App weg.li angezeigt.
Müllcontainer und Litfaßäule versperren den Gehweg

Fazit

Das Projekt war ein voller Erfolg, insbesondere weil daraus nicht nur Empfehlungen hervorgegangen sind, sondern mehrere Maßnahmen direkt umgesetzt wurden und für weitere Anfragen eine möglichst schnelle Umsetzung zugesagt wurde.

Die enge Zusammenarbeit mit den Anwohnenden war sehr wichtig und ist gut gelaufen. Die Ortsgruppe Essen wünscht sich, dass insbesondere ältere Menschen stärker in solche Projekte einbezogen werden. Ihre Erfahrungen liefern wichtige Informationen für eine inklusivere Verkehrsplanung.

Das Projekt wurde in Kooperation mit der Ruhrbahn, dem Wohnungsunternehmen Allbau, dem Seniorenrat der Stadt Essen und dem Fußverkehrsbeauftragten Essen durchgeführt.

17.06.25