Wer das Gepäckparken prakizieren will, muss zwei Bedingungen erfüllen, die viele Radler nicht kennen oder ignorieren: Erstens muss man es auf dem Gehweg schieben, nicht fahren. Zweitens darf es keine anderen behindern oder gar gefährden. Das geschieht aber immer öfter, je mehr Fahrräder es gibt und je größer sie werden. Ein Paketrad, eine Rikscha oder ein leicht schräg gestelltes Lastenrad blockiert schmale Gehwege oft komplett. Schon ein herkömmliches Rad kann mit Kinderwagen oder im Rollstuhl eine unumgehbare Barrikade darstellen, zwanzig Räder an einem Ort können das erst recht.
Viele Stadtverwaltungen kümmert es kaum. Sie bringen sogar noch Radständer auf Gehwegen an oder tolerieren private. Zu ihnen hin und von ihnen weg werden die letzten Meter auf dem Gehweg gefahren. Und wenn Radbügel quer stehen, blockieren sie den Gehweg besonders wirksam.
Einzelne Städte bemühten sich punktuell um Ordnung – zum Beispiel Göttingen, wo der Bahnhofsvorplatz von Bänken begrenzt ist, an die bald überall Räder angekettet waren. Die Stadt schleppte ab, ein Radler klagte und gewann vor dem Oberverwaltungsgericht (Az 11 LA 172/08). Die Stadt dürfe nicht einfach Räder „zur Verschönerung des Stadtbilds“ abschleppen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrradclub begrüßte das Urteil.
Amsterdam – schlechtes und gutes Beispiel
Zum Thema lohnt ein Blick nach Amsterdam. Zwei Dinge macht die Stadt schlecht, eins macht sie gut:
- Schlecht ist, dass Fahrräder nur auf den „Geh“wegen geparkt werden dürfen, nicht wie in Deutschland auch am Fahrbahnrand. Manche sind darum unbenutzbar. Die Stadt verkündete stolz, sie wolle auf allen Gehwegen einen Streifen von 1,8 Meter Breite von Rädern freihalten – deutlich weniger, als Gehende brauchen. In der Praxis bedeutet es: Alles, was an Gehwegen über 1,8 Meter hinaus geht, wird zum Parkplatz umgewandelt.
- Nicht störend, aber teuer ist das neue unterirdische Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof Amsterdam. Der Bau kostete 60 Millionen Euro, jeder der 7.000 Stellplätze mithin fast 8.600 Euro. Parken ist in den ersten 24 Stunden umsonst – ein hoch subventionierter Bau für Individualfahrzeuge, obwohl der Bahnhof der mit öffentlichen Verkehrsmitteln besterschlossene Ort der Niederlande ist. Hier stellt sich die Frage: Muss man dort überhaupt Individualfahrzeuge in riesiger Zahl parken können, oder ist der Raum dafür zu knapp und zu teuer?
- Positiv ist dagegen: Ringsum haben Räder Parkverbot und die Stadt räumt rigoros auf. Wer sein Rad illegal am Platz zurücklässt, muss es von Zentraldepot im zehn Kilometer entfernten Westhafen abholen und zahlt dafür 22,50 Euro.