Fünf Aktionstage in der Mecklenburgstraße: Eindrücke und „O-Töne“
Im Juli und August haben wir an fünf Tagen einen Infostand in der Mecklenburgstraße aufgebaut. Gerald Ullrich hatte diese Aktion angeschoben und durchgeführt. Er verteilte Handzettel an Passanten, um auf das Problem des gemischten Fuß- und Radverkehrs in Schwerin hinzuweisen. Hierzu beabsichtigt die Schweriner Fuss e.V. Stadtgruppe, zu gegebener Zeit die Stadtverwaltung mittels einer Unterschriftenliste dahin zu bringen, die Gehwege zukünftig überwiegend wieder frei von Zweiradfahrern zu halten.
Zwischen 60 und 90 Handzettel wurden an jedem Aktionstag „unters Volk“ gebracht.
Unsere Eindrücke
Dass unsere Aktion medial aufgegriffen wurde, haben wir hier bereits in vorherigen Beiträgen erwähnt.
Heute möchten wir erstens festhalten, dass die große Mehrzahl der angesprochenen Leute sich verständnisvoll oder sogar deutlich unterstützend gezeigt hat. Beachtlich erscheint uns zweitens, dass während der Standzeiten (meist von 11h bis 14h) ca. 30 Personen pro Stunde unerlaubt mit dem Rad oder dem Scooter unterwegs waren! Kontrollen durch die Polizei haben wir in der Zeit gar nicht gesehen. Kontrollen durch das Ordnungsamt schon, aber nur unseren Stand betreffend, nämlich ob wir eine Genehmigung vorweisen konnten…
O-Töne vom Infostand
Nachfolgend noch ein paar „O-Töne“ von Passanten, mit denen wir ins Gespräch kamen:
- „Das ist immer schlimmer geworden mit den Radfahrern. Das Schlimmste ist, man ist so machtlos!“
- „Die Fußgänger und die Radfahrer sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Das Problem ist, dass man an den Elefant im Raum nicht rangeht: die Autos“.
- „Heutzutage macht jeder was er will. Wer hält sich noch an Regeln! Es ist schlimm!“
- „Ich habe mal die Leute vom Ordnungsamt darauf angesprochen, dass sich die Radfahrer um die für sie geltenden Regeln nicht scheren. Wissen Sie, was die geantwortet haben? Wir sind nur für den stehenden Verkehr zuständig! Die sollte man alle entlassen, wenn die nicht arbeiten wollen!“
- „Vom Ordnungsamt bekommen Sie gesagt, sie sind nicht zuständig, sondern die Polizei. Und von der Polizei bekommen Sie die Auskunft, das seien keine Straftaten, sondern nur Ordnungswidrigkeiten. Faktisch geschieht hier gar nichts!“
- „Zu Fuß gehen und Rad fahren ist alles Mist. Auto fahren, das bringt unsere Wirtschaft voran!“
- „Wann kommt denn die Unterschriftenliste? Ich bin sofort dabei!“
- „Sie sollten sich dafür einsetzen, dass jedes Rad ein Nummernschild bekommt. Dann wäre die Anonymität weg und man könnte die Leute zur Verantwortung ziehen!“
- „Ich bin von Mannheim nach Schwerin gezogen. In Mannheim geht das Ordnungsamt durch die Stadt und es wird sofort abkassiert, sei es, weil man seinen Dreck auf die Straße schmeißt, den Hund herumscheißen lässt, oder mit dem Rad durch die Fußgängerzone fährt. Und wenn die Leute sagen, sie hätten kein Portemonnaie dabei, sagen die: Macht nichts, sie können auch per Handy bezahlen. Die sind technisch absolut auf dem Stand. Warum geht so was in Schwerin nicht?“
- „Das ist zwar gut und schön, wofür Sie sich einsetzen, aber passieren wird hier nichts! Wir haben am Anfang der Fußgängerzone am Südufer Pfaffenteich sogar einmal Polizisten darauf hingewiesen, dass hier offensichtlich gegen die Regeln mit dem Rad gefahren wird und ob sie da nicht was gegen unternehmen wollten. Wissen Sie, was die geantwortet haben? ‚Dann müssten wir ja aussteigen‘“.
Dies war ein erster Schritt, um die Öffentlichkeit in Schwerin auf den Fuss e.V. und seine Ziele hinzuweisen. Mit der Resonanz auf die Aktionstage sind wir zufrieden. Wir bleiben dran!
Und übrigens: dass das Ordnungsamt (in Schwerin!) nur für den stehenden Verkehr zuständig ist, also für Knöllchen an geparkten Autos, nicht aber Radler anhalten und zur Kasse bitten darf, ist leider richtig. Oder besser gesagt: richtig ist das nicht, aber es stimmt. Das muss und sollte aber nicht so bleiben! Und dass die Polizei sich nicht um regelverletzende Radler zu kümmern bräuchte, weil es bloß eine Ordnungswidrigkeit sei, ist falsch. Die Polizei ist hier definitiv zuständig (was Untätigkeit nicht ausschließt).
27.08.25