Umwelt- und Klimaschutz

Tempo 30 ist ein Baustein für den Umweltschutz. Eine niedrigere Geschwindigkeit der Kraftfahrzeuge ist ein essentieller Beitrag für den Klimaschutz, sie reduziert die benötigen Verkehrsflächen und damit die Bodenversieglung sowie den Bedarf vieler anderer wichtiger Ressourcen. Nicht zuletzt kann hier eine enorme Menge Energie eingespart werden und damit auch Geld bei den Kraftfahrerinnen und Kraftfahrern. Durch die Reduzierung der Geschwindigkeitsdifferenzen wird eine gleichmäßigere Fahrweise erreicht, es werden weniger Abgase produziert und der Verschleiß der Bremsen wird verringert. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wird gegenüber der Nutzung eines motorisierten Individualverkehrsmittels attraktiver, die Einfädelung von Bussen in die Fahrstreifen wird erleichtert. Der eindeutig größte Beitrag für den Umweltschutz und die eigene Gesundheit ist, zumindest die kurzen Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen und für längere Strecken öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen.

Lebensqualität

Die Lebensqualität in einer Stadt oder einem Dorf setzt ein Gefühl voraus, sich in einem angenehmen Lebensraum und in sozialer Sicherheit aufhalten und bewegen zu können. Eine Kultur, in der Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren und Menschen mit Mobilitäts- und kognitiven Einschränkungen miteinander „verkehren“ und kommunizieren können, ist nur durch ruhigeres Verkehrsverhalten erreichbar. Tempo 30 würde daran mitwirken, die Ungleichheit der Wohnbedingungen an Neben- und Hauptverkehrsstraßen abzubauen. Es wäre ein Beitrag für eine sozialere Stadt, in der das sich wohl Fühlen Priorität hat und Ansätze von Vandalismus und Kriminalität frühzeitiger erkennbar sind.

Übersicht und Regel-Akzeptanz

Viele Städte haben in den letzten Jahrzehnten immer mehr Straßen per aufwändiger Beschilderung zu Tempo 30-Straßen oder –Zonen erklärt, um die kommunalen Anforderungen an die Verkehrssicherheit, Lämminderung und Luftreinhaltung erfüllen zu können. Diese punktuellen Maßnahmen mit einem ständigen Wechsel zulässiger Höchstgeschwindigkeiten haben häufig eine geringe Akzeptanz in der Bevölkerung zur Folge. Sie führten zu einem unverminderten oder gar schnellerem Tempo im restlichen Straßennetz und leider in der gesamten Stadt nicht zu einer Reduzierung von schweren Fußgänger- und Radfahrerunfällen. Die Kommunen wären erfolgreicher und könnten erhebliche Kosten und Aufwand sparen, wenn die Staaten die Empfehlung aus dem Initiativ-Bericht des Europäischen Parlaments umsetzen und ein reguläres Tempolimit von 30 km/h in den Städten einführen würden.

Erfahrungen aus Großbritannien

In Großbritannien haben verschiedene Städte mit insgesamt über 5 Millionen Einwohnern 20 mph (entspricht etwa 32 km/h) als zulässige Höchstgeschwindigkeit auf den Straßen innerhalb der Wohngebiete mit einzelnen Ausnahmeregelungen eingeführt. In Portsmouth, der ersten Stadt mit flächendeckend eingeführten Tempo 20 mph, verringerte sich die Zahl der Unfallschäden um knapp ein Viertel. Ohne Umbaumaßnahmen wurde auf schnelleren Straßen mit bisher über 40 mph eine Reduktion um mehr als 10 mph erreicht. Das ist zwar weniger, als mit einer Umbaumaßnahme zu einem Verkehrsberuhigten Bereich oder eine Spielstraße erreicht werden kann, die Fläche ist aber etwa 50-mal größer, die mit einem vergleichbaren Kostenansatz geschwindigkeitsreduziert werden kann. Die Einführung war für die Kommunen effektiv und kostengünstig und bei einer fast flächendeckenden Regelung spüren die meisten AutofahrerInnen die Vorteile von 20 mph auch auf ihrer eigenen Wohnstraße. Das steigert das „Vertrautheitsgefühl“ und dadurch auch das Einverständnis der Bürgerinnen und Bürger. Wenn all dies gut und wirkungsvoll in Großbritannien ist, kann es für Städte und Ortschaften in Europa gleiche Erfolge bringen und sogar über Europa hinaus ausgeweitet werden.