Junge Menschen Rollstuhl guter GehwegSeit Juli 2024 liegt der Entwurf einer Nationalen Fußverkehrsstrategie vor. Damit ist der Fußverkehr endlich als bundespolitisch relevantes Thema eingestuft. Aber wir sehen noch Korrektur- und Ergänzungsbedarf.

Hier die wichtigsten Punkte:

Sicherheit und Leichtigkeit für alle 

Vorschlag 1: 
Fußverkehr entspricht besonders den herkömmlichen und neuen Regelungszielen des Straßenverkehrsgesetzes. Wir schlagen vor, dies hervorzuheben und hierbei der Sicherheit besonderes Gewicht zu geben:

Beim Fußverkehr sind Sicherheit und Leichtigkeit eins. Wo man sicher zu Fuß vorankommt, geht es auch flüssig und leicht. Nur wo es leicht geht, ist es auch sicher. Auch mit den weiteren neuen Regelungszielen des StVG harmoniert der Fußverkehr besser als alles andere: Er schont Umwelt und Klima, er fördert die Gesundheit und belebt die Städte.  
Besonders Kinder, alte Menschen und viele Menschen mit Behinderungen können sich an schnellen, dichten Fahrverkehr oft nicht anpassen und brauchen Bedingungen, die sich an sie anpassen: gute Gehwege sowie Fahrbahnen, die auch für sie sicher und ohne lange Wartezeit überquerbar sind. Verkehrsregeln und Verhaltensanforderungen an Gehende müssen für sie einfach und maximal intuitiv umsetzbar sein. Den wichtigsten Beitrag hierzu leisten selbsterklärende Verkehrsräume. Andere Verkehrsteilnehmer müssen in Kampagnen für den Schutzbedarf und die Vulnerabilität Gehender sensibilisiert werden. 

 

Mobilität, Gesundheit und Städte fördern 

Vorschlag 2: 
Wir schlagen vor, die im Strategie-Entwurf dargestellte Bedeutung des Fußverkehrs noch stärker zu betonen und mit Vorgehensweisen zu untermauern:

Gehen ist Basismobilität. Auch fast alle Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowie viele Auto- und Radfahrten beginnen und enden zu Fuß. Straßen sollten daher prioritär von den Gehwegen aus gedacht und geplant werden. Das gilt auch für Straßen mit unterschiedlichen Baulastträgern für Gehwege und Fahrbahnen.

Die Bedeutung des Gehens für jede Mobilitätsform wird auch dadurch klargestellt, dass bei Modal-Split-Erhebungen nicht nur Hauptverkehrsmittel, sondern auch Etappen gezählt und angemessen gewichtet werden. 
Fußverkehr reagiert am empfindlichsten auf Umwege. Er braucht daher die dichtesten Netze im städtischen und dörflichen Alltag. Wo über Fahrbahnen Querungsbedarf besteht, ist er zu gewährleisten – sowohl an Kreuzungen als auch in angemessener Dichte auf Strecken. 
Fußverkehr ist lokale Wirtschaftsförderung, Stadt- und Dorfbelebung. Alle wichtigen Versorgungs- und Dienstleistungsorte, besonders Orts- und Ortsteilzentren, müssen besonders gut zu Fuß erreichbar sein.

 

Fußverkehr stärken – institutionell, personell, finanziell, mit Know-How und Strategien

Vorschlag 3: 
Wir schlagen vor, zielführende Maßnahmen zur Stärkung des Fußverkehrs zu konkretisieren und zu quantifizieren

Fußverkehr muss in Bund, Ländern und Kommunen auf Augenhöhe mit anderen Mobilitätsformen institutionell etabliert und personell ausgestattet sein. Er braucht Koordinierungsstellen für Stakeholder in Bundes- und Landesministerien. Fußverkehr braucht planerisches Wissen und Wissensvermittlung in Hochschulen, Forschungs- und Bildungseinrichtung, durch Datenerhebungen und Auswertungen.

Fußverkehrsförderung braucht quantitative Ziele:

  • wachsende Etats

  • Stellenaufwuchs in Bund, Ländern und Gemeinden

  • die Stärkung von Forschung und Wissensvermittlung, vor allem an Hochschulen

  • Quantifizierbare Förderprogramme, z.B.

    • zur Förderung kommunaler Fußverkehrs-Checks

    • für Routen- und Netzkonzepte

    • für Quartierskonzepte

    • für Erschließungskonzepte besonders relevanter Orte und Quartiere

    • zum Erreichen und zur Umfeldgestaltung von Haltestellen und Bahnhöfen

    • für schulische Mobilität

    • zur Gesundheits- und Präventionsförderung durch Gehen

    • zur Sanierung und Verbesserung von Gehwegen

    • für neue Querungshilfen

    • für Zusatz-Infrastruktur wie Bänke, Beleuchtung und Trinkbrunnen