Berlins Verkehrssenat will einen Radschnellweg durchs Brandenburger Tor und über den Pariser Platz führen, auf dem er rund 30.000 Radfahrer pro Tag erwartet. FUSS e.V. protestiert: Berlins symbolisch wichtigster Stadtraum würde zerschnitten.

Als Ort für entspanntes Flanieren und Genießen, zum Treffen und Feiern wäre der Platz tot. Diese Planung ist Schnellweg-Technokratie ohne Sinn für Stadtqualität. Für Durchgangsverkehr zentrale Stadträume zu killen – das ist der alte Ungeist der autogerechten Stadt. Vom Autoverkehr wurde das Tor erst 2002 befreit. Jetzt muss es auch frei von schnellem, starkem Radverkehr bleiben.

Der am 9. Dezember vorgestellte Schnellweg ist Teil der wichtigsten West-Ost-Fahrradroute, die von Spandau bis Marzahn führen soll. Sie soll vier bis sechs Meter breit sein und dem Rad-Durchgangsverkehr über längere Strecken dienen. Von Fußgängern dürfte sie überquert, aber nicht belaufen werden. Am Brandenburger Tor soll sie nach ersten Senatsvorstellungen nicht als separate Piste ausgebaut, sondern der Radverkehr frei über den Platz geführt werden.

Am 9.12.vorgestellter Plan des Senats. Rot die "fachlich am besten bewertete Route"

Von Fußgängern dürfte sie überquert, aber nicht belaufen werden. Am Brandenburger Tor soll sie nach ersten Senatsvorstellungen nicht als separate Piste ausgebaut, sondern der Radverkehr frei über den Platz geführt werden.

In Berlin-Mitte untersuchten die Planer bis zu sechs parallele Trassen – die nördlichste am Hauptbahnhof, die südlichste am Potsdamer Platz. Die Trasse auf der Straße des 17. Juni, durchs Brandenburger Tor und Unter den Linden wurde am Montag als „fachlich am besten bewertete Route“ vorgestellt. Sie hat aus Senatssicht zwei Vorteile: Sie führt fast immer geradeaus, und sie brächte am wenigsten Einschränkungen für den Autoverkehr. Doch FUSS e.V. findet alle fünf Alternativrouten verkraftbar. Diese Straßen haben zusammen 17 Spuren zum Fahren und Parken. Es täte keinem weh, zwei davon zur Radtrasse umzuwidmen, etwa auf der Reinhardt- oder Dorotheenstraße, der Behrenstraße oder der Hannah-Ahrendt- und Französischen Straße.

Im Tiergarten sind zwei Alternativen in der engsten Wahl: Die Schnelltrasse wird entweder auf der Straße des 17. Juni geführt oder über Parkwege südlich davon, auf denen dann das Gehen verboten wäre. Tiergarten-Spaziergänger für Schnellverkehr zu vertreiben – das gab es zuletzt beim Bau der Entlastungsstraße im Jahr 1961. Es ist bizarr, dass die Enkel der damaligen Planer das jetzt überhaupt nur erwägen.

Verkehrs- Staatssekretär Ingmar Streese räumte am Ende der Plan-Vorstellung ein: „Der Pariser Platz hat gewisse Nachteile für die Radschnellverbindung.“