Eine Regel-Erinnerung aus traurigem Anlass

Im November 2022 fuhr in Berlin ein siebenjähriges Kind mit seinem Rad auf dem Gehweg eine 78-jährige Fußgängerin an. Diese musste operiert werden und starb an den Folgen. Der Unfallort am Ende einer stillen, meist leeren Straße ist uns bekannt (Bild), weitere Details zum Unfallhergang nicht.

Die vier Verbände ADFC, Changing Cities, VCD und FUSS e.V. machen sonst nach tödlichen Fußgängerunfällen in Berlin Mahnwachen vor Ort und stellen Gedenkfiguren auf. Hier waren wir uns rasch einig, das nicht zu tun. Wahrscheinlich wohnt das Kind dort; wir wollen eine Siebenjährige nicht drastisch und immer wieder mit dem schrecklichen Geschehen konfrontieren.

Aber der traurige Vorfall ist Anlass für FUSS e.V., an die Regeln fürs Kinderradeln auf Gehwegen zu erinnern. Hierzu gibt es auch bei Erwachsenen viel Unkenntnis, Unstimmigkeiten und Konflikte – meist zum Glück kleinere. Hier die wichtigsten Verhaltensweisen.

 

Wer muss oder darf auf dem Gehweg fahren?

Kinder bis zum achten Geburtstag müssen es, bis zum zehnten Geburtstag dürfen sie. Eine ältere Begleitperson (möglichst ab 16) darf mitfahren. Um das Kind zu beaufsichtigen, sollte sie hinter und nicht vor ihm fahren. 

Wer darf nicht auf dem Gehweg fahren?

Kinder ab 10. Mehrere Erwachsene pro Kind. Erwachsene mit Kind im Kindersitz oder Anhänger, aber ohne selbst radelndes Kind. Auch alle anderen nicht.

Wozu ist die Erlaubnis für kleinere Kinder gedacht?

Auf dem Gehweg sollen Kinder radeln, denen die Fahrbahn nicht zumutbar ist. Die Erlaubnis macht aber nicht den Gehweg zum Radweg. Wer hier fährt, hat kein Recht auf freie Bahn, Vorrang und höheres Tempo.

Wie muss hier gefahren werden?

Wo Menschen zu Fuß sind oder plötzlich auftauchen könnten, zum Beispiel aus der Haustür, gilt Schritttempo. Gehende nur mit größerem Abstand überholen oder passieren; wir empfehlen 1,50 Meter. Wenn der Platz nicht reicht, dahinter bleiben oder absteigen und schieben. Ist eine Fahrbahn zu überqueren, ist Schieben für die Kinder Pflicht.

Was darf man bei Fahren nicht?

Schnell fahren, drängeln, Gehende und Stehende eng überholen oder passieren, sie aus dem Weg klingeln oder auffordern, Platz zu machen.

Was gilt für radelnde Begleitpersonen?

Wer Kinder auf dem Gehweg begleitet, muss hinter ihnen fahren, nicht vor ihnen. Denn das Begleitrecht ist dazu da, sie zu beaufsichtigen.

Was empfiehlt sich zu Fuß?

Wo unsichere kleine Kinder fahren: möglichst ausweichen, auch wenn es keine Pflicht ist. Wenn Kinder Fehler machen: nicht sie ansprechen, sondern ihre Begleitperson.

Was gilt an der Kreuzung?

Ist eine Fahrbahn zu überqueren, muss das radelnde Kind absteigen und schieben.

Was sagt die Straßenverkehrsordnung zum Gehwegradeln von und mit Kindern?

Auszug aus § 2 Absatz 5 StVO „Auf zu Fuß Gehende ist besondere Rücksicht zu nehmen. Der Fußgängerverkehr darf weder gefährdet noch behindert werden. Soweit erforderlich, muss die Geschwindigkeit an den Fußgängerverkehr angepasst werden.“