Die Verleiher von E-Scootern fordern eine höhere Promillegrenze für alkoholisierte Kunden. Bisher drohen ab 1,1 Promille Führerscheinentzug, Geldbußen und drei Punkte in Flensburg. Die Verleiher wollen stattdessen ein Limit von 1,6 Promille.

Ihr Verband „Plattform Shared Mobility“ fordert in einem Positionspapier die „Anpassung der Alkohollimits an das Fahrrad“. Der bisherige Wert von 1,1 Promille gilt für Motorfahrzeuge einschließlich E-Scooter, der höhere fürs Rad. Kneipen- und Partygänger zählen zur Kernkundschaft von Bird, Lime, Tier und Voi, die in der Plattform organisiert sind. Allerdings geht es oft schief: „Fahren unter Alkoholeinfluss“ war laut Statistischem Bundesamt 2020 die häufigste Unfallursache bei E-Scooter-Fahrern: 18,3 Prozent aller Verunglückten waren betrunken. Mit hohem Alkoholpegel auf die Geräte zu steigen, ist ein Massendelikt. Allein rund ums letzte Oktoberfest 2019 stoppte die Polizei in München 414 betrunkene Fahrer, viele davon zu zweit auf einem Gerät.

 Die Kölner Polizei bezeichnete im Juni 2021 das Verhalten von E-Scooter-Fahrern als „desaströs und enthemmt“, nachdem an einem einzigen Wochenende 16 Fahrer und Unbeteiligte zu Schaden gekommen waren. Alle Schwerverletzten auf E-Scootern waren betrunken. In derselben Stadt hatte die Polizei zuvor um vier Uhr morgens eine Frau gestoppt, die mit knapp 2 Promille Schlangenlinien auf der Autobahn fuhr. Ebenfalls auf der Autobahn fuhr ein anderer mit nur einer Hand am Lenker – in der anderen hielt er eine Bierflasche. Er hatte 1,3 Promille und bekam ein Strafverfahren. Das soll Fahrern bei diesem Pegel künftig erspart bleiben, geht es nach der Idee der Verleiher.

Wir fordern das Gegenteil: Promillegrenzen müssen runter und nicht rauf. Schließlich gefährden die betrunkenen Fahrer nicht nur sich selbst, sondern auch Unschuldige. Viele machen sich sogar einen Sport draus, auf Plätzen und Gehwegen um Leute herumzukurven wie um Slalomstangen. Und jetzt wollen die Verleiher ihrer Kunden noch mehr enthemmen.

 

P.S. Der Wunsch nach freier Fahrt für freie Trinker steht im Positionspapier unter der Überschrift "Sicherheit".