Köln zu Fuß: Warum die Verkehrswende nicht am Bordstein enden darf

Am Sonntag, 31. August 2025, endete die diesjährige “Tour de Verkehrswende” mit einer Kundgebung auf der Domplatte. Wir von der Kölner Ortsgruppe des FUSS e.V. hatten, wie einige andere Organisationen, die Möglichkeit zu einem kurzen Statement. Was wir nutzten, um auf die Unverhältnismäßigkeit vonn Fußverkehrs-Aufkommen und den zur Verfügung gestellten Ressourcen hinzuweisen.
Die Verkehrswende darf nicht am Bordstein enden
Wenn von “Verkehrswende” die Rede ist, denken viele an mehr Radwege, weniger Autos und vielleicht noch an Busse und Bahnen. Doch ein entscheidender Teil des Ganzen bleibt oft unsichtbar: der Fußverkehr. Dabei ist er nicht nur Nebensache, sondern trägt einen gewaltigen Anteil an der städtischen Mobilität – und an unserer Lebensqualität.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie unterschätzt das Thema ist: Bundesweit macht der Fußverkehr bereits 26 % des gesamten Mobilitätsmixes aus – und wächst mehr als jede andere Verkehrsart. In Köln liegt, wie der Mobilitätsbericht der Stadt Köln zeigt, der Anteil sogar bei stolzen 33 % und übertrifft damit sowohl Auto als auch Fahrrad (jeweils rund 25 %). Mit anderen Worten: Köln ist eine Stadt der Fußgängerinnen und Fußgänger.
Gehen ist mehr als Fortbewegung
Gehen ist kommunikativ: Wer zu Fuß unterwegs ist, trifft Nachbarn, kauft um die Ecke ein, nimmt sein Veedel bewusster wahr. Der Fußverkehr schafft Begegnung, Zufälligkeit, Nähe – kurz: er ist wichtig für das soziale Klima der Stadt. Ohne attraktive, sichere und barrierefreie Gehwege fehlen Orte, an denen Demokratie im Alltag erfahrbar wird.
Trotz dieser Bedeutung genießt der Fußverkehr in der Verkehrspolitik und -planung ein Schattendasein. Es gibt weder eine städtische noch eine landesweite Strategie für das Gehen, keine Planung eines Fußwegenetzes und zu wenig personelle Ressourcen, die sich konsequent darum kümmern können. Während für Rad- und Autoverkehr Budgets und Pläne selbstverständlich sind, läuft der Fußverkehr bislang schlicht unter “ferner liefen”.
Erfreulich immerhin: In Köln scheint das Verkehrsdezernat zunehmend ein offenes Ohr zu haben, hier bewegt sich etwas. Auf Landesebene dagegen stoßen Verbände wie der FUSS e.V. mit ihren Anliegen immer noch auf wenig Aufmerksamkeit.
Unsere Forderung ist klar: Köln braucht – wie NRW insgesamt – eine echte Fußverkehrsstrategie und einen klaren Plan für ein Fußverkehrsnetz-Netz. Erst wenn auch das Zufußgehen mitgedacht wird, kann die Verkehrswende wirklich gelingen.
